Bibliothek hat ein wertvolles Manuskript wiedererlangt

Am 27. September 2011 überreichte der Außenminister – Radosław Sikorski dem Rektor der Universität Wrocław, Prof. Marek Bojarski und der Direktorin der Universitätsbibliothek, Frau Grażyna Piotrowicz ein wertvolles Manuskript aus dem 15. Jh., der von der Arbeitsgruppe zur Restitution der Kulturgüter, die unter Leitung von Prof. Wojciech Kowalski beim Außenministerium fungiert, wieder gewonnen wurde. Es ist schon das vierte Manuskript, das innerhalb der letzten 7 Jahren dank der Zusammenarbeit mit dem Außenministerium wieder erlangt wurde.

Das wiedergefundene Werk - Liber de natura rerum, von Thomas Cantimpratensis ist eine Art Enzyklopedie, die in den Jahren 1237-1240 geschrieben wurde, und zu den bekanntesten und im Mittelalter am meisten verbreiteteten Werken gehörte. Der Verfasser setzte darin das ganze damals verfügbare Wissen über Naturgeschichte zusasmmen, inklusive solche Wissensgebiete wie: Anthropologie, Zoologie, Botanik, Astronomie, Astrologie, Meteorologie etc.

Das Werk ist in 3 Versionen bekannt: die erste beinhaltet 19 Bände, die zweite – 20 (beendet gegen 1244), die dritte, die neueste, umfaßt Verkürzungen und Verarbeitungen der Libri,die im Dominikanermilieu vorgenommen wurden.

Die Enzyklopedie Liber de natura rerum erfreute sich großer Populariität im Mittelalter. Ein Beweis dafür ist die Zahl der erhaltenen Exemplare in den europäischen Bibliotheken. In der ersten (19 Bände) und zweiten (20 Bände) Version schätzt man die Zahl auf 100 Exemplare, und wenn man die dritte verkürzte Version dazu zählte, würde die Zahl auf etwa 160 Exemplare wachsen.

Laut deutschen Quellen gehören zu dieser ersten Hundert Exemplare nur 6, die illustriert worden sind. Die erhaltenen illustrierten Exemplare stammen aus den Bibliotheken in Würzburg und Berlin, Valencia und Prag (2 Exemplare) sowie aus der alten Stadbibliothek zu Breslau, derer Erben die Universitätsbibliothek in Wrocław ist.

Die Handschrift R 174 (alte Signatur: S. IV. 1. 13 = Scrinium IV. Series 1. 13.) mit den Maßen 32,5 x 23,5 cm, auf Pergament, beinhaltet 202 Karten, wovon auf den Karten 1r und 201v befinden sich Stempel und Provenienznotizen (Rhedigersch. Stadt Bibliothek zu Breslau). Datiert wird sie auf das späte 15. Jh.

Im September 1943 hat man in Furcht vor Bombardierungen die wertvollsten Handschriftensammlungen aus der Sammlung der ehem. Stadtbibliothek in 100 Kisten verpackt und nach Schloß in Ramfeld (heute Ramułtowice) evakuiert. Die Handschrift R 174 wurde in der Kiste Nr 87 evakuiert, die dann im Musiksaal des Palastes sich befand, von der sie aber geraubt worden ist und bis 2011 als verschollen galt.

Seit dem 28. September dieses Jahres wurde die Handschrift in der Universitätsbibliothek in Wrocław ausgestellt und mittels Radio, Presse und Fernsehen breit der Öffentlichkeit präsentiert.
[2011-10-4]